Schon im Mittelalter gab es in ganz Europa Häuser, grösstenteils gegründet von Kirchen und Klöstern, die arme, kranke und sterbende Menschen aufnahmen. Die Kranken wurden dort an Leib und Seele von hingebungsvollen Menschen betreut, geheilt oder respektvoll in den Tod begleitet. Diese Häuser nannte man Hospize. Eines der berühmtesten war das «Hôtel Dieu» in Beaune.
Gegründet im christlichen Engagement begleiteten Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Freiwillige seither kranke und sterbende Menschen. Während und nach den beiden Weltkriegen war der Bedarf an Besuchsdiensten gross. Viele entstanden in Kirchgemeinden und Pfarreien oft in Zusammenarbeit mit ambulanter Krankenpflege der Gemeindeschwester. Aus diesem freiwilligen kirchlichen Einsatz entwickelte und professionalisierte sich später die Spitex. Die Besuchsdienste unterstützten ihre Arbeit.
1967 griff die Engländerin Cicely Saunders diese Tradition der ganzheitlichen Krankenbetreuung wieder auf und gründete das St. Christopher’s Hospice in London. Im St. Christopher’s erhielten unheilbar kranke und sterbende Menschen nicht nur eine spezialisierte ärztliche Behandlung und pflegerische Betreuung, sondern auch emotionale, spirituelle und soziale Unterstützung (siehe Vorträge und Publikationen in: «Sterben und Leben», TVZ 2018). Cicely Saunders wurde zur Begründerin der modernen Hospiz und Palliative Care Bewegung. Sie selber starb 2005 mit 87 Jahren im St. Christopher’s Hospice in London.
Für sie war es wichtig, dass die Unterstützung in schwerer Krankheit und im Sterben für alle Menschen verbessert werden kann und der Respekt vor der individuellen Spiritualität von zentraler Bedeutung ist (siehe Cicely Saunders in: «Der Horizont ist nur die Grenze unserer Sicht», TVZ 2015). Sie lud Menschen aus allen Religionen und Kontinenten nach London ein, sich gemeinsam für Schmerzlinderung einzusetzen (siehe Martina Holder-Franz in: «…dass du bis zuletzt leben kannst», TVZ 2012).
Zu Saunders 100. Geburtstag schrieb David Clark eine neue Biographie, die zu ihrem Leben detailliert und anregend Auskunft gibt (David Clark: «Cicely Saunders – A Life and Legacy», Oxford 2018). David Clark ist es zu verdanken, dass eine Auswahl an Schriften und Briefen von Saunders veröffentlicht wurde (Cicely Saunders, «Selected writings», Oxford 2006; Cicely Saunders, «Selected Letters», Oxford, 2005).
Das St. Christopher’s Hospice wurde zum Vorbild für unzählige Hospize und Palliativstationen – zunächst in England, dann auch in 90 anderen Ländern. In der Schweiz begann die Krankenschwester Rosette Poletti 1970 an der Ecole du Bon Secours in Genf, ihre Umgebung für die Anliegen der Palliative Care zu sensibilisieren (siehe Interview mit Frau Dr. Poletti in: «In Beziehung sein», TVZ 2021).
Im Laufe ihres Lebens hat Saunders in der Schweiz verschiedene Kontakte gepflegt und an der Palliative Care Bewegung Anteil genommen (z.B. Kontakte zu Basel, Zürich, Aargau, Bern, Genf und Neuenburg).