Aargauer Landeskirchen haben 114 Personen in Palliative Care ausgebildet.

Am 23. November feierten im Kultur und Kongresshaus Aarau 114 Absolventinnen und Absolventen den Abschluss ihrer verschiedenen Lehrgänge in Palliative und Spiritual Care der Aargauer Landeskirchen mit der Zertifikatsübergabe. Im Anschluss hielt Herzchirurg Thierry Carell ein spannendes Referat zum Thema «Vom Machbaren und Wünschbaren: das Dilemma der modernen Medizin».

Das Bedürfnis nach professioneller Unterstützung im Bereich der Palliative Care, also der umfassenden Pflege und Betreuung von unheilbar kranken Menschen, wird immer grösser. Nicht nur in Altersheimen und Spitälern steigt die Nachfrage, sondern immer häufiger möchten Personen so lange wie irgendwie möglich in ihrem eigenen Zuhause bleiben und daher Palliative Care in den eigenen vier Wänden in Anspruch nehmen.
Um diesem wachsenden Bedürfnis nachzukommen, braucht es gut ausgebildetes Personal. Seit neun Jahren bietet die Reformierte Landeskirche Aargau die Ausbildung Palliative Care und Begleitung in verschiedenen Lehrgängen (A1 bis B2) an. Seit 2016 wird der mehrstufige Lehrgang gemeinsam mit der Christkatholischen und der Römisch-katholischen Landeskirche Aargau durchgeführt. Auch der Kanton Aargau hat sich in den letzten drei Jahren finanziell an den Weiterbildungskosten beteiligt, was zu einer deutlichen Steigerung der Teilnehmerzahlen führte. Ausserdem werden einzelne Ausbildungen in Kooperation mit verschiedenen Partnerorganisationen wie Rotes Kreuz, Careum Weiterbildungen und FH Kalaidos durchgeführt.

Ein neuer Rekord
Gemeinsam konnte so die Anzahl der Absolventen massiv erhöht werden. Waren es 2015 noch 46 Absolvierende, konnten am Donnerstag 114 Personen ihr Zertifikat für den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung im Bereich Palliative Care und Begleitung in Empfang nehmen. 50 Personen haben den Lehrgang A2 für Begleitpersonen abgeschlossen, 17 den Lehrgang A2 für Fachpersonen, 34 den Lehrgang B1 für Fachpersonen und 13 Personen den Lehrgang B2 in interprofessioneller spezialisierter Palliative Care. Mit den zusätzlichen Inhouse-Schulungen in Alterszentren und Kliniken wurden insgesamt über 250 Personen ausgebildet – ein neuer Rekord. «Es freut uns extrem, dass wir so viele Personen ausbilden konnten in den letzten Jahren. So können wir den Standard der Palliative Care in unserer Region enorm steigern», sagt Karin Tschanz, die den mehrstufigen Lehrgang ins Leben gerufen hat und als Ausbildungsleiterin tätig ist.

Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass sich viele der diesjährigen Absolventinnen und Absolventen bereit erklärt haben, auf freiwilliger Basis im Begleitdienst mitzuhelfen. Mittlerweile sind es 250 Personen, die in 14 regionalen Begleitgruppen im ganzen Kanton Aargau unterwegs sind, um betroffene Personen zu Hause zu betreuen. Auch das ist ein neuer Rekord. «So kommen wir unserem Ziel, dass alle Personen in unserem Kanton, die sich Palliative Care wünschen, dieses Angebot in Anspruch nehmen können, ein grosses Stück näher», freut sich Karin Tschanz.

Spontaner Applaus für Thierry Carell
Im Anschluss an die Zertifikatsfeier im Aarauer Kultur und Kongresshaus hielt der bekannte Herzchirurg Prof. Dr. Thierry Carell ein Referat. Er ist Direktor der Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital in Bern und ist als Belegarzt für Herzchirurgie unter anderem für die Hirslanden Klinik Aarau tätig. In seinem spannenden Referat, das mit vielen Anekdoten aus seinem Berufsalltag gespickt war, befasste er sich mit dem Thema «Vom Machbaren und Wünschbaren: das Dilemma der modernen Medizin». Zentral war dabei die Frage, ob alles, was medizinisch machbar ist, auch wirklich sinnvoll ist. Insbesondere wenn man die Kosten, mögliche Spätfolgen und ethische Fragen mit in Betracht zieht.
Mit seinen Beispielen regte er das Publikum zum kritischen Nachdenken an und thematisierte auch die Rolle der Palliative Care in der Medizin. «Das Sterben gehört zum Menschen dazu und damit auch zur Medizin. Für viele Ärzte ist es aber eine Niederlage, wenn Palliative Care die einzige verbliebene Option ist. Das ist aus meiner Sicht ein kapitaler Fehler», so Carell. «Die Palliative Care ist keine Niederlage, sondern die Wiederentdeckung des gesunden Menschenverstandes.» Für diese Aussage, die den Stellenwert der Palliative Care in der modernen Medizin eindrücklich unterstreicht, gab es einen spontanen Applaus des Publikums.

Fabio Baranzini
Medienmitteilung vom 23. November 2018

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