Blick auf laufende und künftige Aktivitäten

Vor zwei Jahren gab es nur eine Ausschreibung: «Sterbebegleitung. Im Sterben behütet und begleitet», hiess die von der Reformierten Landeskirche Aargau angebotene Weiterbildung. Man rechnete bescheiden mit einem Dutzend Teilnehmerinnen. Dann begann die Erfolgsgeschichte. Über hundert Personen meldeten sich an. Gegenwärtig läuft bereits der dritte Kurs, inhaltlich und organisatorisch verbessert. Am 21. September wurde zum zweiten Mal und am 23. November werden zum dritten Mal Teilnehmende zertifiziert. Ende 2011 werden 100 Absolventinnen und Absolventen auf zwei verschiedenen Niveaus ihre Ausbildung abgeschlossen haben.

Die Koordinationsstelle «Palliative Care und Begleitung» führt ihre Arbeit auf verschiedenen Ebenen weiter. Da sind zunächst die regelmässigen Weiterbildungsangebote für die Mitarbeitenden im Besuchs- und Begleitdienst: persönliche Austauschtreffen, fachliche Fortbildungen und Supervisionen. Eine weitere Initiative betrifft den Aufbau von Begleitgruppen in den Kirchgemeinden. Einige regionale Begleitgruppen bestehen bereits. In ca. 30 Kirchgemeinden sind Pfarrerinnen und Pfarrer dabei, Freiwillige im Begleitdienst von Schwerkranken und sterbenden Menschen einzusetzen.

Vor allem da, wo keine Begleitgruppen bestehen, vermittelt die Koordinationsstelle Begleiterinnen für Schwerkranke und Sterbende und deren Angehörige. Sie bemüht sich auch um die Vernetzung des Begleitdienstes mit anderen Diensten im Bereich Palliative Care, mit Medizin, Pflege und Seelsorge. Von zentraler Bedeutung ist ferner die Information einer breiteren Öffentlichkeit darüber, dass ausgebildete Freiwillige für die Begleitung zur Verfügung stehen. Darum wird der Flyer «Begleitung von Schwerkranken und sterbenden Menschen» breit gestreut. Der Kirchenrat unterstützt die Projekte nach Kräften. Kirchenratsmitglieder und Verantwortliche aus dem Bereich Seelsorge und Palliative Care werden in der nächsten Zeit alle Kirchgemeinden besuchen, um sich mit ihnen über Seelsorge und Begleitdienst vor Ort auszutauschen.

Die Aargauer Landeskirche hat im Bereich Palliative Care und Begleitung eine Vorreiterrolle inne. Sie verbreitet ihre Kursprogramme auch in den Nachbarkantonen Baselland und Solothurn. Es liegen bereits Anmeldungen für den neuen Lehrgang 2012 vor. An der Nationalen Palliativ Care-Fachtagung vom Ende November in Lausanne wird die Aargauer Koordinationsstelle ihre Arbeit unter dem Titel «Yes we care!» einem breiten Fachpublikum vorstellen.

Die nächsten Lehrgänge

2012 beginnen wieder zwei Lehrgänge in Palliative und Spiritual Care und Begleitung, am 26. Januar und am 10. Mai 2012. Referentinnen und Referenten werden unter anderem sein: Dr. med. Lukaschek, Präsident von Palliative Aargau, Dr. Ruth Baumann-Hölzle, Nationale Ethikkommission, Prof. Dr. T. Roser, Professor für Palliative und Spiritual Care, Universität München, Dr. Monika Renz, Psychoonkologin Kantonsspital St. Gallen. Anmeldung und weitere Informationen unter www.palliative-begleitung.ch oder Telefon 062 838 06 55

Die Aargauer Landeskirche zertifiziert erstmals Berufsleute

Festlicher Abend im Bullingerhaus in Aarau: Am 21. September wurde zum zweiten Mal 14 Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung in «Palliative Care und Begleitung» das Zertifikat A2 gemäss den Richtlinien der medizinischen Fachgesellschaft palliative.ch und von Swiss Educ ausgestellt. Es befähigt zum Begleit- und Besuchsdienst von schwerkranken und sterbenden Menschen.

Zum ersten Mal aber konnten Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen und Ausbildungsleiterin Karin Tschanz 17 Frauen und Männern das Zertifikat B1 überreichen. Es ist auf Fachpersonen zugeschnitten, die professionell mit Schwerkranken und Sterbenden zu tun haben – als Pflegende, Ärztinnen, Psychologinnen, Sozialarbeiter oder Seelsorgerinnen. Sie arbeiten in Spitälern und Pflegeheimen, in Arztpraxen oder in der ambulanten Pflege. 72 Kursstunden und 28 Stunden Praktikum haben sie geleistet und sich Kenntnisse und Fertigkeiten auf den Gebieten Palliative Care, palliative Medizin und Pflege, Ethik, Kommunikation, spirituelle Begleitung und Trauer- und Sterbebegleitung angeeignet. Mit Rollenspielen und Fallbesprechungen in kleinen Supervisionsgruppen haben sie sich auf ihre Aufgaben vorbereitet. Dazu kamen das Studium von Fachliteratur und eine Abschlussarbeit.

In ihrer kurzen Ansprache begrüsste Claudia Bandixen die Ausgebildeten, deren Angehörige, Arbeitgeber und Vertretungen der Kirchgemeinden, die zu zum erfolgreichen Gemeindeglieder anwesend waren. Der Einsatz der Begleiterinnen gehe auf Jesus zurück, der sich der Kranken angenommen habe, führte Bandixen aus. Bis weit ins 20. Jahrhundert starben die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung; heute dagegen sei Sterben teuer geworden, und die Angehörigen seien überfordert. «Es geht um Menschen, um Leben, um uns alle und darum, den Tod würdig zu gestalten», meinte die Kirchenratspräsidentin und gratulierte den Ausgebildeten zu ihrem Mut und ihrem Engagement.

Referat von Roland Kunz

Zum Abschluss der laufenden Lehrgänge referiert Dr. Roland Kunz, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin, Pflege und Begleitung, über das Thema «Palliative Care gestern, heute, morgen – mehr Lebensqualität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und durch den Beitrag von Freiwilligen». Der Vortrag ist öffentlich und findet am 23. November, um 1930 Uhr, im Bullingerhaus, Jurastrasse 13, Aarau, statt.

Weitere Informationen: www.palliative-begleitung.ch oder Telefon 062 838 06 55

Reinhold Bruder
Fotos: Markus Hässig

 

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