Im Rahmen einer Palliative-Care-Veranstaltung am 28. August sprach Traugott Roser, Professor für Praktische Theologie an der Universität Münster, über «Trauer und Trauererfahrungen bei Männern».
Zu Beginn lud er das zahlreich erschienene Publikum ein, über Besonderheiten männlicher Trauer nachzudenken. Mit dem Lied «Männersachen» von Roger Cicero zeigte er, dass sich Rollenbilder verändern und damit Unsicherheit besteht, wie Männer auf Trauer und Verlust reagieren können. Männer, so Traugott Roser, stehen heute oft unter einen Authentizitätsdruck und suchen nach Möglichkeiten, mit ihrer Trauer konstruktiv umzugehen, aber die bisherige Tradition von Trauerbegleitung – wie Trauer Cafés und Gesprächsgruppen – sprächen mehrheitlich Frauen an.
Unterschiedliche Trauermuster
Traugott Roser verwies auf die Beobachtungen von Trauerforscher Kenneth J. Doka. Trauermuster würden zwar vom Geschlecht beeinflusst, aber nicht bestimmt: Einerseits gibt es «intuitive Muster» (gefühlsbasierte Trauer), andererseits «instrumentelle Muster» (körperliche Aspekte und kognitives Einordnen und Nachdenken über Erlebtes). Auch wenn diese «Muster der Trauer und Trauerverarbeitung» nicht klar einem Geschlecht zugeordnet werden können, gibt es dennoch Tendenzen: Männer neigen eher dazu, mit Sport, Bewegung, Arbeit und rationalem Einordnen die Trauer zu bewältigen.
Auch Traugott Roser zeigt mit seinem neuen Buch «Männer trauern als Männer» durch Interviews auf, dass Trauererfahrungen nicht einfach einem Schema folgen. Persönliche Verlusterfahrungen bewogen ihn dazu, genau hinzuhören und nach Möglichkeiten für die Trauerarbeit mit Männern zu suchen. Drei Bereiche zeigte er auf: (1) körperbetonte Angebote, (2) soziale Aktivitäten und (3) kreativ-kulturorientierte Möglichkeiten.
Zusammenarbeit zwischen Aarau und Münster: Martina Holder-Franz holte Traugott Roser für einen Vortrag nach Aarau. Ende 2025 wird Traugott Roser die Aargauer Wanderausstellung zur Palliative-Care-Pionierin Cicely Saunders in Münster zeigen.
Als leidenschaftlicher Pilger berichtete er, dass die Form des «Auf dem Weg Seins» eine grosse Kraft entfalte: Schweigen und Reden können, aber nicht müssen; Trauerwege bzw. Hoffnungswege mit Körper, Seele und Geist entdecken. Auch das Arbeiten mit Liedern und Liedtexten sowie mit Filmen, sei eine gute Möglichkeit, mit Männern über Trauer und Verlust ins Gespräch zu kommen.
Nach dem Vortrag fragte das Publikum unter anderem, wie diese Formen Eingang in die kirchliche Praxis finden können, und dankte für den lehrreichen und wichtigen Vortrag.
Martina Holder-Franz, Bildungsverantwortliche Palliative Care und Begleitung